Unter dem Titel “Entspannt selbständig” lädt Simone Weissenbach zur Blogparade ein. Ja, was für ein großartiges Thema! Selbständigkeit ist sicher kein Entspannungsprogramm, aber es gibt die Freiheit auf seine eigenen Bedürfnisse zu achten und Eigenarten zu leben.
Passt das Thema überhaupt in diesen Blog, wo es doch um Malmotivation geht? Da ich selbständig bin und mich dieser Blog motiviert, habe ich Lust dabei zu sein.
Warum bin ich selbständig?
Meinen letzten festen Job habe ich vor ziemlich genau 11 Jahren gekündigt und es ist nach wie vor eine der top-10 Entscheidungen meines Lebens. Während ich “früher” bereits sonntags schlechte Laune hatte, springe ich nun Montag morgens aus dem Bett und freue mich auf den Tag. Mein Angestelltendasein zog sich mehr als 10 Jahre hin, die Arbeit war meistens perfekt für mich, aber ich bin nicht dafür geschaffen täglich 8+ Stunden (ggf. auch noch die Mittagspause) mit Menschen zu verbringen, die ich mir nicht ausgesucht habe. Der Sinn von Betriebsausflügen und Firmen-Weihnachtsfeiern hat sich mir nie so recht erschlossen und ich bin nicht geeignet für firmenpolitisches Gerangel, Profilierungsspielchen oder Bündnisse. Der Schritt in die Selbständigkeit hat mich Jahre begleitet und der Zeitpunkt war gekommen als alle Zeichen auf Grün standen: wenige Monate zuvor starb meine Mutter (ein Wink in Sachen Endlichkeit des Lebens), die private Situation war gefestigt, die finanzielle ebenso. Auf bessere Zeiten warten konnte ich nun wirklich nicht!
Meine Villa Kunterbunt
Aber was mache ich eigentlich? Ich habe diesen Blog und biete Malkurse an, derzeit läuft das kostenlose Mitmachprojekt Sommermalzeit. Davon lebe ich natürlich nicht was den Euro-Fluss angeht, aber es ist ein sehr bereichernder Teil meiner Selbständigkeit und ich möchte darauf nicht verzichten.
Meine Brötchen verdiene ich als Marktforschungsberaterin, auch diese Arbeit liebe ich. Dadurch dass ich es nicht rund um die Uhr mache, ist auch das weitestgehend entspannt. Außerdem biete ich Webseiten Verständnis Checks an und bin Yoga-Lehrerin für Senioren. Und natürlich male und zeichne ich und stelle ab und zu aus. Mehr Zeit für Kreativität zu haben war seinerzeit auch eine starke Motivation in Richtung Selbständigkeit. Dass sich die Kreativität so stark in andere Dinge als Malerei entwickelt, war mir damals nicht klar und hat mich positiv überrascht.
Was funktioniert für dich gut, was klappt nicht?
Diese Frage stellt Simone in ihrem Aufruf zur Blogparade und gibt mir Anlass das für mich zu überprüfen.
Entscheidungen treffen
Es ist nicht immer leicht Entscheidungen zu treffen, aber sie geben Anlass die eigene Motivation zu überprüfen. Bei dem Mitmachprojekt Sommermalzeit musste ich an einem Punkt entscheiden, ob ich Geld dafür nehme. Im Hinterkopf der Gedanke “was nichts kostet ist auch nichts wert”. Eine Pi-mal-Daumen-Kalkulation war schnell getan und mir war klar, dass der administrative Aufwand eines kostenpflichtigen Angebots inklusive Beschäftigung mit der EU-USt-Regelung, Widerruf, Diskussionen mit Leuten, die aussteigen oder mal einen Monat aussetzen wollen, Verpflichtungen …. das alles viel Zeit kostet und mir Energie raubt, was mit den Einnahmen kaum gedeckt werden würde.
Ich merkte deutlich, dass es mir bei diesem Projekt nicht ums Geld verdienen ging. Ideen zu entwickeln und zu formulieren setzt bei mir weitere Ideen frei. Und was das Mitmachen bei einigen Teilnehmern bewirkt – die bei einem kostenpflichtigen Angebot eventuell ausgestiegen wären – ist eine Bestätigung für mich und mit Kleingeld nicht aufzuwiegen. Kurz: ich habe jetzt Entspannung und weiterhin Spaß mit der Sommermalzeit.
Die bunte Mischung
Die Mischung meiner Villa Kunterbunt (andere nennen es Bauchladen) bereichert mich, denn die verschiedenen Themen befruchten sich gegenseitig und entspricht meinen verschiedenen Seiten. Kreativität besteht für mich nicht nur aus Papier und Farbe, sondern zieht sich durch das Leben. Wie bei einem Bild weiß man zwar vorher noch nicht was dabei herauskommen wird, aber kann es aus freien Stücken unter den bestehenden Bedingungen selbst gestalten.
Die richtige Balance finden
Für mich ist die Balance zwischen Anspannung und Entspannung wichtig. Es gibt stressige Phasen mit langen Arbeitstagen und Abgabeterminen und dann wieder ein in sich gekehrtes Arbeiten am Business.
Auch die Balance zwischen dem Ausprobieren von etwas Neuen und dem Arbeiten im Bewährten passt für mich gut. So wird es nicht langweilig und bei anderen Projekten bewege ich mich auf relativ sicherem Terrain.
Das Bewusstsein für die Freiheitsmomente
Es hilft mir oft der Gedanke “ich könnte jetzt auch auf dem Balkon dösen, wenn ich möchte”, das ist schon fast wie auf dem Balkon sitzen. Und ich mache das natürlich auch und nicht nur wenn die Sonne auf dem Laptop blendet. Ich darf es selber entscheiden! Auch Sport, Elbstrandspaziergänge und Cafebesuche während normaler Bürozeiten sind für mich Energiegeber. Bei all diesen Pausen ist ja nicht nichts, sondern ich bekomme Abstand zu meiner Arbeit und im Kopf entwickeln sich Dinge weiter. Zeitlicher und räumlicher Abstand ist auch beim Malen wichtig, denn das Gemalte sieht am nächsten Tag oft ganz anders aus und man erkennt glasklar wie es weitergeht im Bild.
Die Eigenverantwortung
Die Selbständigkeit ist eigenverantwortlich und wir müssen selber für die Ruhephasen und den Ausgleich sorgen, es gibt kein Pausenklingeln oder verordnete Arbeitsruhe. Als Selbständiger sind Pausen wirklich wichtig, denn im Krankheitsfall kommen keine Einnahmen und langfristig können auch Kunden wegbrechen.
Ich kann bei meinen “eigenen” Projekten selber entscheiden was ich machen möchte und auch wann ich den Bereich etwas zurück schraube. Bei Kunden versuche ich mir bestimmte Zeiten freizuhalten, was meistens gut funktioniert. Und ich muss niemandem Rechenschaft ablegen wie ich meine Zeit verbringe, das finde ich besonders fein. Es kommt an dieser Stelle also gar nicht erst zu Verspannungen.
Entspannt Scheitern
Auch bei den “gescheiterten” Projekten habe ich viel gelernt und ich merke immer öfter, dass sich Dinge auszahlen, die ich ausprobiert habe, auch wenn ich damit weder Lorbeeren noch Geld verdient habe. Wenn es beim Malen gar nicht klappt, darf man sich durchaus sagen, dass schlechte Bilder sein dürfen und Teil der eigenen Entwicklung sind.
Mich selber fragen
Da ich so viele verschiedene Sachen mache, wird es für mich manchmal auch etwas viel. Ich frage mich dann selber, ob ich das Projekt aufgeben möchte und was ich stattdessen machen möchte. Das Thema “Malen” stand schon oft auf dem Prüfstand, aber ich möchte darauf nicht verzichten und habe die Freiheit zu malen wenn ich Lust dazu habe, ich muss nichts liefern oder einen Kundenkreis bedienen. Was für ein Glück!
Die richtigen Menschen
Und das sind leider nicht die Angestellten im Bekanntenkreis, hier heißt es also geduldig neue Kontakte finden. Ich habe sehr gute Erfahrungen mit meinen beiden CoCoaching Partnerinnen. Ein regelmäßiger Austausch seit 4 bzw. 6 Jahren ist mir eine große Stütze: gemeinsam reflektieren, sich motivieren, Ziele setzen und verfolgen, Erfolge aufzeigen, die man selber nicht sieht usw. Auch auf Netzwerkveranstaltungen kann man gut Gleichgesinnte finden und merkt dabei, nicht alleine zu sein mit dem was einen gerade an scheinbaren Problemen bewegt. Sensibel ist das Thema auch im Kreativbereich: wer beim Bilder Zeigen rüde Kritik oder Ignoranz erntet, wird verletzt. Die Kreativität braucht ein unterstützendes und wohlwollendes Umfeld.
Das Drumherum
Übrigens brauche ich keine Entspannung oder Belohnung in Form von Shoppingtouren oder exotischen Reisen. Und komischerweise hat schlechtes Wetter weniger Einfluss auf meine Laune! An einem grauen Sonntag kann ich mich herrlich in Tüfteleien vertiefen oder einen Artikel für eine Blogparade schreiben oder einfach malen.
Doofe Dinge wie Steuer und andere wirklich nervige Sachen um die wir nicht herum kommen, gehören definitiv nicht zum Entspannungsteil, aber sie sind leider nicht zu ändern. Hier hilft es sich mit anderen auszutauschen, zum Jammern, aber mehr noch zum Finden von Lösungen.
Abschließend noch einen entspannten Dank an Simone diese tolle Blogparade ins Leben zu rufen!
hej hej Eva, det var spännande att läsa för ngn som är hela sitt vuxen liv frilansare. Grattis för att du bestämmde dig att göra som du gör! Och fortsatt lycka till och glädje i kreativa tillvaron:-)
Tack, Alena, för kommentaren. Visst är glädje i allt man gör en sak man skulle aldrig glömmer!
Hälsningar
Eva
Tja, Du hast sooooo recht…für s ich verantwortlich sein…also für andere und anderes kann ich das prima…aber leider gehe ich zu häufig -noch immer- über meine persönlichen Grenzen hinaus…und merk es nicht mal und am Ende hab ich nur einen Bruchteil von meiner eigenen Meßlatte erreicht und bin traurig…tja…selbst und ständig hat eben auch was mit selbst und ständig für sich selbst zu tun…
SO bin ich.
SO bleib ich.
Alle Zeit. SAM
Hallo Simone, danke für Deinen Kommentar!
Es ist natürlich nicht immer alles so rosig … Die Meßlatte darf amn auch ein bisschen reduzieren ;)
Viele Grüße
Eva
Liebe Eva,
danke für diesen kunterbunten, inspirierenden Artikel! Es wird so schön deutlich, warum es für das Thema keine 0815 Standardlösung geben kann – und das ist auch gut so!
Ich freue mich sehr, dass du bei meiner Blogparade: Entspannt selbständig dabei bist!
Herzliche Grüße
Simone Weissenbach
Liebe Simone
vielen Dank! Auch für Deine Initiative. Freue mich auf das tiefenentspannte Ebook.
Viele Grüße
Eva