Muss es beim Malen und Zeichnen immer Kunst werden?

    Als ich Ende Dezember im Amsterdamer Rijksmuseum war, hatte ich das Glück an dem kostenlosen Rundgang Rijksmuseum Drawing Tour teilzunehmen, der jeweils samstags angeboten wird.

    „We do not make art here“, so klärte uns die kompetente Kursleiterin auf und nahm damit gleich den Erfolgsdruck raus, etwas Sehenswertes zu produzieren.

    Teilnehmer zwischen 15 und 60 Jahren waren dabei, darunter Leute, die noch nie gezeichnet haben bis hin zu sehr erfahrenen Zeichnern. Es waren sowohl Einheimische als auch Leute aus anderen Ländern dabei, und so wurde kurz geklärt, ob jemand kein Englisch versteht und schon ging’s los.

     

    Mit kleinen Impulsen in verschiedenen Epochen skizzieren

    Doch zunächst gab es Geschenke: Die Niederländer bekamen ein schwarzes Heftchen (auf Niederländisch), die anderen ein Weißes (auf Englisch), dazu einen Bleistift.

    Die kleine Gruppe machte sich auf ins Mittelalter und wir skizzierten Bronzefiguren, an denen ich normalerweise desinteressiert vorbeigegangen wäre. Wir bekamen Fragen an die Hand: Wie stehen die Figuren, wo ist die Achse, wo sind Licht und Schatten?

    Mit wenigen Anhaltspunkten der Kursleiterin waren alle in der Lage das Gesehehene aufs Blatt zu bringen, jeder auf seine Weise und mehr noch: die Figuren mit anderen Augen und genauer anzusehen war eine schöne Nebenwirkung.

    Nach einer kleinen entspannten Zwischenrunde um die Skizzen anzusehen und weiteren Hinweisen der Kursleiterin ging es weiter zu Landschaftsmalerei. Hier versuchten wir nachzuempfinden wie Tiefe dargestellt wurde.

     

    Beim Skizzieren mehr Sehen

    Als nächstes erwartete uns ein opulentes Mahl auf Leinwand, bei dem es nicht möglich war es komplett zu skizzieren, daher suchte sich jeder einen kleinen Bildauschnitt als Motiv. Und beim sehenden Skizzieren entdeckten wir noch weitere Details.

    Insgesamt betrachteten wir 4 Motive zeichnend und bekamen jeweils unterschiedliche Anhaltspunkte und Blickwinkel. Eine rundum gelungene Stunde, in der jeder der Beteilgten Appeitit bekam das Skizzenheft weiter zu nutzen. Im Schutz der kleinen Gruppe zu zeichnen, da störte auch der Besucherstrom wenig, der meistens in diesem Museum herrscht.

     

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    So intensiv sieht man sich beim passiven nur Gucken die Bilder nicht an und vergisst auch schneller das Gesehene. Auch ich habe noch immer die Figuren und Bilder vor Augen, die wir skizziert haben. Der Fokus auf das Sehen und dabei Skizzieren macht Spaß und ist entspannender als gute Zeichnungen im Museum produzieren zu wollen.

    Dieses Konzept #startdrawing können andere Museen gerne vom Rijksmuseum übernehmen!