Wanderer

    Meike Teichmann: Wanderer

    Was macht eigentlich eine Illustratorin? Meike Teichmann stellt sich meinen Fragen und erzählt von ihrer Arbeit als Illustratorin unter anderem von Kinderbüchern.

    Du bist Illustratorin, was genau sind Deine Hauptarbeitsgebiete oder Steckenpferde dabei, was illustrierte Du?
    Meike Teichmann: Tatsächlich sind mittlerweile eine gute Handvoll Kinder- und Bilderbücher entstanden. Es dürfen gerne noch mehr werden. Aber außer der Kinderbuchillustration findet man meine Arbeiten auch in Magazinen, dort in einem ganz anderen Stil. Auch Sympathiefiguren entstehen oder Illustrationen für Webseiten, Broschüren oder Grußkarten. Ich bin erstmal nicht auf ein Anwendungsgebiet festgelegt.

    Wann wurde Dir klar, dass Du in Richtung Illustration gehen möchtest und wie kristallisierten sich Deine Schwerpunkte heraus?
    Erst nach dem Abitur habe ich überhaupt diesen Beruf entdeckt, vorher wusste ich nicht mal, dass es ihn gibt. Ich war auf der Suche nach etwas Kreativen und bin über Grafikdesign auf den Studienganz Illustration gestoßen. Das war genau das, was ich machen wollte. Auch auf die Gefahr hin, dass es nicht leicht wird und man als Einzelkämpfer jeden Tag wieder selber organisiern muss. Die Schwerpunkte entstanden dann im Studium. Die meisten meiner Figuren werden automatisch rundlich, knuddelig und kindlich, perfekt für Kinderbücher. Deswegen wurde auch meine Diplomarbeit ein Kinderbuch.

    Welches Buch mochtest Du in Deiner Kindheit selber gerne, auch wegen der Bilder?
    Ich mochte die „Kinder aus Bullerbü“, „Pippi Langstrumpf“, das Buch „Wo der Weihnachtsmann wohnt“ und einige mehr.

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    Hast Du ein Lieblingsbuch oder Projekt aus Deinem Schaffen?
    Meine Diplomarbeit „Die Zaubermühle oder Wie das Salz in die Nordsee kam“*) als erstes verlegtes eigenes Buch hat nach wie vor einen besonderen Stellenwert für mich. Es ist ein tolles Gefühl, ein eigenes Buch im Regal stehen zu haben. Außerdem hat es mich in den letzten Jahren in zahlreiche Grundschulen und Kindergärten begleitet, ich habe daraus vorgelesen. Auf Hoch- und auf Plattdeutsch, das Buch ist zweisprachig.

    Jetzt hier in NRW habe ich noch keine Gelegenheit gefunden, mein Buch vorzustellen, aber vielleicht ergibt sich etwas. Auch wenn die Nordsee nicht direkt vor der Tür ist, wie sie salzig geworden ist, interessiert sicherlich auch die Kinder hier.

    Das von Meike illustrierte Buch „Die Zaubermühle“ gibt es auch auf Plattdeutsch Share on X

    Gibt es bei Dir spezielle Themen oder Figuren?
    Tiere tauchen immer wieder auf, ich mag Geschichten, die von ihnen handeln oder wo Tiere eine wichtige Rolle spielen. Dabei ist es egal, ob sie Tier bleiben oder etwas vermenschlicht werden und vielleicht selber Hose oder Krawatte tragen.

    Was gehört alles zu Deiner Arbeit? Als Aussenstehender stellt man sich das ja sehr idyllisch vor, so geht es mir zumindest.
    Neben dem reinen Illustratieren, angefangen beim Brainstorming, skizzieren, farbig umsetzen, ändern und alles mit dem Kunden abstimmen, gehört vor allem das voran gegangene Briefing mit dem Kunden dazu. Ein sehr wichtiger Teil meiner Arbeit, damit man überhaupt weiß, was und wie illustriert werden soll. Vertragsverhandlungen, Angebote und Rechnungen schreiben sind ebenfalls Teil der Arbeit, genauso wie immer wieder Akquise zu betreiben und sich um die eigene Präsentation zu kümmern. Webseite, Blog und Mappe wollen gepflegt werden, immer wieder suche ich nach Möglichkeiten, mich und meine Arbeit zu präsentieren. Sonst bleibt alles in meinem Büro und niemand erfährt, was ich mache. Man muss raus gehen und für sich werben!

    Welche Sachen machen Dir bei Deiner Arbeit besonders viel Spaß?
    Natürlich ist es schön, den „Werdegang“ einer Illustration mitzuverfolgen. Sie wächst von der Idee über die Skizze bis zum fertigen Bild. Auch für mich, die dabei alles in der Hand hat, ist dieser Vorgang spannend und ich freue mich, wenn das Bild dann fertig ist. Und natürlich freue ich mich noch mehr, wenn es auch dem Kunden gefällt und vielleicht schon direkt verwendet werden kann, ohne weitere Korrekturen. Und zugegeben, nach abgeschlossenem Job freut es mich auch, die Rechnung zu schreiben :)

    Und was machst Dir weniger Spaß, magst Du das auch verraten?
    Die Akquise ist immer sehr lästig. Ich bin niemand, die laut durch die Welt geht und allen von mir und meiner Arbeit erzählt. Also fällt es mir schwer, auf Netzwerktreffen zu gehen oder einfach nach dem Telefon zu greifen. Aber nur wenn ich die Leute informiere und anspreche, können Aufträge entstehen.

    Welches Material nutzt Du besonders gerne?
    Lange Zeit habe ich gerne mit Acrylfarbe gearbeitet. Das hat etwas nachgelassen, ich entdecke gerade die vielen Vorteile, die digitales Arbeiten bietet. Schnelle Korrekturen und Änderungen, Pinselspitzen, die fast wie echte Pinsel reagieren und ähnliche Bilder entstehen lassen wie analog. Zugegeben, es ist natürlich ein anderes Arbeiten als mit dem Pinsel, aber ich übe und probiere mich aus. Es entstehen spannende Bilder in unterschiedlichen Techniken.

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    Malst und zeichnest Du auch heute in Deiner Freizeit?
    Leider zeichne ich viel zu wenig. Ich nehme mir immer wieder vor, mich mal mit Skizzenbuch in den Park zu setzen oder ins Café. Oder mal einen Aktzeichenkurs zu besuchen oder mir Stillleben vorzunehmen.

    Einfach zu Übungszwecken, das Sehen und die Hand zu schulen wäre sehr wichtig. Ich merke diesen Mangel dann, wenn ich für manche Dinge ein Foto als Vorlage brauche oder mich mit Perspektiven schwer tue. Das würde besser werden, wenn ich mehr zeichnen würde.

    Wie kommst Du mit Perfektionismus zurecht, das ist ein Thema für viele Kreative, wie ist es bei Dir?
    Hin und wieder überfällt er mich, dann werde ich schnell ungeduldig und kann es nicht abwarten, bis man das, was ich illustrieren will, auch fertig vor sich sieht. Das hat mich bei der Acrylmalerei manchmal dazu getrieben, den Pinsel dann wegzulegen. Schnell geht da eben nichts, es braucht seine Zeit. Ich bin aber nicht so perfektionistisch, dass ich Wochenlang an einem Bild herumfeile, ändere und mich ewig in Details verliere.

    Und was wünscht Du Dir für die Zukunft wenn es um Deine Illustrationen geht?
    Bessere Bedingungen für die Illustratoren. Fairere Verträge mit Verlagen, einen anderen Umgang mit dem Thema Urheberrecht. Es ist das wichtigste Recht, was unser geistiges Eigentum schützt, Nutzungsrechte regeln den Umgang damit. Es kann und darf nicht alles für umsonst sein, nur weil es da ist. Und dass wir Kollegen uns nicht so oft gegenseitig in Preisverhandlungen unterbieten. Ich würde mir manchmal einen Illustraroren-Streik wünschen, damit Verwerter mal sehen, was sie an uns haben. Leider geht das nicht, es wird immer Leute geben, die zu den unmöglichsten Bedingungen arbeiten.

    Vielen Dank für dieses Interview, Meike!


    MeikeTeichmannMeike Teichmann wurde 1980 in Hamburg geboren und absolvierte nach dem Illustrationsstudium an der Bildkunst Akademie Hamburg ein weiteres an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg. Ihre dortige Diplomarbeit war das erste von ihr veröffentlichte Kinderbuch „Die Zaubermühle oder Wie das Salz in die Nordsee kam“, erschienen im Willegoos Verlag. Seit 2008 ist sie freiberuflich als Illustratorin tätig und es entstehen wunderbare Kinderbuchillustrationen und Buchcover, außerdem Editorialillustrationen und Grußkarten, Sympathiefiguren, Motive für Broschüren, Kalender und vieles mehr.

    Auf ihrer Webseite www.meike-teichmann.de, dem gleichnamigen Blog und in Fachforen stellt sie ihre Arbeiten vor und präsentiert ihren vielfältigen Stil auch bei Ausstellungen. Er zeichnet sich durch spannende Bildkompositionen, harmonische Farben und Figuren mit eigenem Strich aus. Durch ihre vielfältigen Stilrichtungen und Techniken arbeitet Meike Teichmann in den unterschiedlichsten Bereichen und probiert gerne Neues aus. Sie lebt mit ihrem Verlobten und dem gemeinsamen Hund in der Nähe von Köln.