Sie sind nun mal da, auch wenn wir sie nicht sehen.
Negativformen spielen in der Malerei und beim Zeichnen eine wichtige Rolle.
Und es gibt verschiedene Ansätze, die Negativformen für uns einzusetzen.
Was sind Negativformen?
Wenn wir ein Motiv betrachten, dann bilden die Flächen um das Motiv herum die Negativformen. Also alles das, was eigentlich gar nicht da ist.
Sie entstehen auch, wenn mehrere Motive vor uns stehen und sich aus unserem Blickwinkel überlappen. Damit verändert sich auch die Negativform bereits dadurch, dass wir unseren Blickwinkel verändern.
Die Negativformen nehmen eine bestimmte Form an, wenn wir das Dreidimensionale auf zwei Dimensionen reduzieren, also aufs Blatt bringen. Daher ändern sich auch die Negativformen, wenn wir uns vor dem Motiv bewegen oder die Perspektive wechseln.
Beim Zeichnen und Malen können wir diese Flächen, die es gar nicht gibt, für uns unterschiedlich nutzen: beispielsweise als Hilfsmittel, als Spielerei oder als Idee im Bild.
Wie uns der Negativraum bei den Proportionen helfen
Wenn wir ein oder mehrere Motive zeichnen oder malen, fokussieren wir unseren Blick normalerweise auf das, was wir sehen: auf die Motive.
Wenn wir dann das Gesehene auf das Blatt bringen, können wir uns leicht vertun. Denn wir bilden das Dreidimensionale jetzt zweidimensional ab.
Schon leichte Fehler bei den Proportionen oder Verkürzungen lassen die Zeichnung unstimmig wirken.
Natürlich können wir als Künstler auch bewusst verzerren oder falsche Proportionen zeichnen. Aber wollen wir das immer?
Um genauer zu sehen, hilft uns der Blick auf diesen Negativraum:
- Bei einer Person kann es die Fläche sein, die ein angewinkelter Arm bildet oder die Fläche zwischen Kopf und Hals.
- Bei einem Baum sind es die Flächen zwischen den Zweigen.
Auch bei Verkürzungen hilft es, sich die Negativformen anzusehen.
Der Negativraum trickst unser Wissen aus
Oft spielt uns auch das, was wir über ein Motiv wissen, einen Streich.
Wenn wir eine Bank oder einen Bürostuhl ansehen, dann wissen wir in etwa wie der Stuhl gestaltet ist. Aber so wie das Möbel vor uns steht, ist es schwer zu erfassen, wie die einzelnen Streben zueinander stehen.
Der Fokus auf die Negativformen erleichtert es uns, das Gesehene auf dem Blatt zu gestalten.
Die Negativform als Bildidee
Negativformen können wir auch als Prinzip für ein Bild verwenden.
Dabei malen wir nicht das Motiv, sondern nur die Zwischenräume und die Fläche drumherum. Dabei entsteht auf dem Bild vielleicht etwas ganz anderes. Das kann sehr abstrakt wirken, es können aber auch ganz neue Bildideen entstehen.
Es kann dabei sogar zu einem Kippbild kommen, bei dem wir während der Betrachtung zwischen zwei Wahrnehmungen springen. Bekannt ist hierfür beispielsweise die Rubinsche Vase wo wir eine Vase oder auch zwei Gesichter sehen können.
Wir können Negativformen auch einfach ignorieren, allerdings sind sie trotzdem da. Klick um zu Tweeten
Bildaufbau: Negativformen sind immer dabei
Wir können Negativformen natürlich einfach ignorieren, allerdings sind sie trotzdem da.
Es lohnt daher immer ein Blick, ob diese Flächen, die auf dem Blatt entstehen, stimmig sind.
Als Künstler haben wir die Freiheit, die Realität abzuwandeln. Wenn also die Negativform, die aus dem Zusammenspiel von mehreren Dingen entsteht, etwas Unstimmiges ins Bild bringt, dann können wir die Motive anders platzieren.
So bekommt ein Baum vielleicht einen anderen Platz auf dem Papier als in der Realität oder auf einer Bildvorlage.
Es hilft, die Negativflächen zu betrachten bevor wir uns für eine Perspektive entscheiden.
Ein leichter Wechsel von unserm Blickwinkel verändert bereits die Negativformen und damit auch die Dynamik im Bild.
Das Prinzip des Weglassens
Der Raum, der bei einer Zeichnung weiß bleibt, ist ebenso wichtig wie die Zeichnung selbst. Auch diese Negativflächen bringen Spannung in ein Bild. Solche Flächen, die gar nicht gestaltet sind, werden dann im Kopf des Betrachters ergänzt und ein Teil der Geschichte.
Eine Pfütze auf dem Weg muss gar nicht zeichnerisch gestaltet sein, sie entsteht einfach durch das Weglassen und gegebenenfalls durch Andeutungen. Das gilt natürlich auch für andere Motive.
Den Kopf frei zeichnen mit Negativformen
Anders als die eher formalen Möglichkeiten bei der Bildgestaltung und dem Überprüfen von Proprtionen, lassen sich die Negativformenauch zum Warmwerden oder als Zeichenübung einsetzen.
Wenn wir unsere Kreativität mal auf andere Weise anregen wollen, dann können wir die Umrisse eines Motiv zeichnen, indem wir uns nur auf die Negativform konzentrieren: Wir sehen uns also nicht die Blumen in dem Blumenstrauß an, sondern die Fläche dazwischen und gehen diesen Linien nach.
Diese Übung wird den Kopf ähnlich frei machen wie das Zeichnen mit der anderen Hand oder das Blindzeichnen. Am besten gleich ausprobieren!
Die Idee der Negativformen findest Du auch in der artilda Sommermalzeit. Das Kartenset mit 50 Kreativanregungen für Deine Kreativität.
Wer schreibt hier?

Ich bin Eva Peters, freie Künstlerin, Kreative und Autorin des Kartensets Sommermalzeit. Und ich möchte Dich mit artilda gerne in Deiner Kreativität und in Deinen Gestaltungsmöglichkeiten ermuntern.
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