In diesem Gastartikel zeigt uns Franziska 2 +2 Aquarell-Techniken, die sich wunderbar eignen, um mit der Aquarellmalerei zu beginnen. Du kannst direkt mitmachen. Auf geht’s!
So kreativ. Und so schön. Pinterest und Instagram sind voll davon. Geht dir auch das Herz auf bei den herrlich bunten Aquarellbildern, die du überall siehst? Und denkst: Das würde ich auch gern können …
Aber Aquarellmalen ist ziemlich schwer, oder?
Wenn du nach allen Regeln der (klassischen) Aquarell-Kunst malen willst, gibt es tatsächlich einen Haufen Techniken, die du können müsstest.
Musst du aber nicht. Malen darf leicht sein und Spaß machen! Denn das ist einer von vielen Gründen, um kreativ zu sein.
Schon mit nur zwei Aquarell-Grundtechniken und wenigen Pinselstrichen kannst du noch heute deine ersten einfachen Bilder malen.
Studierst du noch Aquarell-Technik oder malst du schon?
Vielleicht hast du Google mal gefragt, was man fürs Aquarellmalen alles können soll. Antwort: irgendwas zwischen 4 und 25 Techniken, die „jeder Aquarellkünstler unbedingt kennen muss“. Ganz schön viel für den Anfang.
Aber du und ich, wir wären jetzt nicht hier, wenn’s nicht auch eine Nummer kleiner ginge.
Vorerst reicht es, wenn du zwei Aquarell-Grundtechniken mit ihren zwei speziellen Varianten kennst.
Hier und da liest man, dass die wichtigsten Grundtechniken Lasieren und Lavieren sind. Anderswo heißt es: Nass-in-Nass, Nass-auf-Trocken, Verlauftechnik, Verwaschtechnik und was nicht noch alles.
Im Aquarell-Universum sind Bezeichnung und Beschreibung der verschiedenen Techniken meist widersprüchlich. Ich ordne deshalb Lasieren und Lavieren für mich als Varianten in die zwei Oberthemen „Nass auf Trocken“ und „Nass in Nass“ ein.
Die Begriffe musst du dir aber gar nicht merken. Wichtig ist, dass du weißt, was du mit Pinsel, Farbe und Wasser auf deinem Papier anstellst. Und das schauen wir uns gleich zusammen an.
Willst du direkt mitmalen? Dann schnapp dir einen mittelgroßen Aquarell-Rundpinsel, ein paar Aquarellfarben, Aquarellpapier (am besten mit 100 % Baumwolle), zwei Wasserbecher, ein Papiertuch (von der Küchenrolle). Wenn du Farben in Näpfchen verwendest, diese kurz mit ein paar Tropfen Wasser aktivieren (mit Pinsel oder Sprühflasche).
Und los geht’s:
Locker anfangen mit der Nass-auf-Trocken-Technik
Nass auf Trocken malen heißt genau das: Du malst mit dem nassen Pinsel auf trockenem Grund, das ist in diesem Fall dein Aquarellpapier. Das ist auch schon Grundtechnik Nr. 1. Diese Technik kennst du aus deiner Schulzeit, oder? Pinsel ins Wasser, rein in die Farbe und los.
Du kannst mit dem nassen Pinsel auch auf eine getrocknete Farbschicht malen. Zum Beispiel Zweige vor einem Himmel, Beeren in einem Blumenkranz, Gräser vor einem See. Oder eine zweite Farbschicht, um den ersten Farbauftrag zu intensivieren, um dunklere Bereiche und Schatten zu malen.
Vom Lasieren zum Luftballon-Bild
Sobald du eine Farbschicht auf eine trockene Farbschicht malst, setzt du ganz nebenbei schon das Lasieren um.
Das Besondere beim Aquarellmalen ist, dass die Farben nach dem Trocknen transparent sind, wenn sie vor dem Malen mit Wasser verdünnt wurden. Deshalb kannst du mehrere Farbschichten übereinanderlegen und die unteren scheinen immer noch durch!
Ganz wichtig: Bevor du eine Farbschicht übermalst (vorsichtig, nicht wild hin- und herpinseln), muss sie komplett durchgetrocknet sein. Sonst löst sie sich beim Drübermalen der nächsten Schicht durch die Feuchtigkeit wieder an. Und: Farben, die stark pigmentiert sind oder die du mit wenig Wasser und sehr kräftig aufträgst, sind wenig oder gar nicht transparent.
Für ein Luftballon-Motiv malst du mit verdünnten Farben zum Beispiel drei Ovale nebeneinander. Lass sie gut durchtrocknen, mindestens eine halbe Stunde, eher länger. Dann malst du – auch mit verdünnten Farben, aber nicht zu nass – neue Ovale darüber, die die ersten zum Teil überschneiden. Sobald alles trocken ist, mit einem Fineliner verzieren und fertig sind die Luftballons!
Typisch Aquarell: die Nass-in-Nass-Technik
„Nass-in-Nass-Technik“ ist ein sperriges Wort für das, was auf deinem Aquarellpapier passiert, wenn Farben und Wasser ineinanderfließen.
Denn darum geht’s: Du malst mit deinem nassen Pinsel auf nassem Untergrund. Das kann angefeuchtetes Papier sein oder ein nasser Farbauftrag.
Du wirst merken: Viel Kontrolle hast du beim nassen Malen eher nicht. Das mag erst mal ungewohnt sein. Aber wenn du dich drauf einlässt, fühlt es sich an wie spielen. Oder meditieren.
Du kannst die Nass-in-Nass-Technik ausprobieren, indem du mit Wasser oder mit nassen Farben Rechtecke oder Kreise auf dein Aquarellpapier malst. Dann tupfst oder streichst du andere nasse Farben oder klares Wasser dort hinein und lässt sie buchstäblich fließen. Wenn du das Papier kippst, fließt alles noch stärker.
Das Lavieren und ein Abendhimmel
Das Lavieren ist wie „Nass in Nass“ eine feuchte Angelegenheit. Weil nämlich mit nasser Farbe und mit klarem Wasser oder mit einer anderen nassen Farbe auf dem Papier ein Farbverlauf erstellt wird. Das gibt’s in den Varianten „wenig bis gar keine Kontrolle“ und „gleichmäßiger, halbwegs kontrollierbarer Farbverlauf“.
Lavieren auf die kontrollierbare Art funktioniert so:
- einen Streifen Farbe quer auftragen (auf trockenem Papier)
- den Pinsel auswaschen, ggf. am Papiertuch leicht abtupfen
- den Pinsel am unteren Ende des farbigen Streifens ansetzen und hin und her nach unten malen, dabei die Farbe „herunterziehen“
Es entsteht ein Farbverlauf, der oben dunkel ist und nach unten immer heller wird. Mit blauer Farbe kannst du so einen Sommerhimmel darstellen.
Setzt du statt des ausgewaschenen Pinsels einen Pinsel mit einer zweiten Farbe an, erhältst du einen mehrfarbigen Farbverlauf. Damit kannst du zum Beispiel einen Abendhimmel malen.
Lavieren fast ganz ohne Kontrolle geht so:
Die Himmel-Farbverlauf-Übung von eben – aber auf nassem Papier.
Oder diese spielerische Übung: Male einen Kreis mit nasser Farbe. Wasche deinen Pinsel aus und setze einen nassen Kreis direkt daneben, so dass sich beide am Rand berühren. Meist fließt die Farbe aus dem ersten Kreis von allein in den zweiten. Du kannst auch nachhelfen und mit dem Pinsel die Farbe sanft rüberschieben.
Nun kannst du immer mehr Kreise malen, mit Farbe oder mit Wasser, die sich berühren. Je nachdem, wie nass sie sind, wird die Farbe sich ihren Weg suchen.
Während des Malens werden die Kreise an manchen Stellen trocken. Dann fließen die Farben dort nicht mehr. Trotzdem kannst du das ganze Blatt mit Kreisen vollmalen, entspannt beobachten, was passiert und dich über die unglaublich schönen Farbverläufe freuen.
Du siehst, die Nass-in-Nass-Technik und das Lavieren haben einiges gemeinsam Es gibt – buchstäblich – fließende Übergänge in der Anwendung.
„Nass in Nass“ und das Lavieren sowie sämtliche Zwischenvarianten werden besonders gern beim Malen von Blumen, Blüten und Blättern verwendet. Die Farben werden förmlich „verwaschen“.
Zu den „nassen“ Herbstblättern hat mich spontan Evas Blogbeitrag hier bei artilda inspiriert: Farbe tanken – Herbstbilder malen.
Wie viel Wasser, wie viel Farbe? Praktische Tipps für den Start
Viele Neulinge nutzen beim Aquarellmalen zu wenig Wasser, wohl weil sie das noch so vom Schulfarbkasten kennen.
Wenn du grad erst anfängst, fragst du dich also vielleicht, woran du erkennst, wie du Farben und Wasser richtig mischst.
Wenn du zu wenig Wasser nutzt, wirken die Farben eher kräftig und dunkel statt zart und transparent, sie fließen nicht ineinander, der Pinsel hinterlässt Schlieren oder weiße Stellen.
Bist du mit zu viel Wasser zugange, fließen die Farben komplett unkontrolliert und trocknen später blass, fleckig und mit Rändern auf.
Mach’s dir leicht:
- Rühre Farben nicht direkt im Näpfchen an, sondern auf der Mischpalette. So eine Palette kannst Du auch zum Mischen von Farben verwenden.
- Schau, dass auf deinem Papier keine dicken Tropfen oder Pfützen stehen, sondern dass es gleichmäßig feucht ist.
- Der Pinsel sollte nicht tropfnass sein (es sei denn, du willst das genau so). Also am Becherrand abstreifen oder am Papiertuch abtupfen.
- Am besten gelingen sanfte Farbverläufe auf Aquarellpapier mit 100 % Baumwolle. Das Papier nimmt Farbe und Wasser besser auf als Papier ohne Baumwolle und bleibt länger feucht.
Die richtige Mischung aus Wasser und Farbe: So kannst du es einfach üben
Nimm mit dem feuchten Pinsel eine Farbe auf und gib sie auf eine Mischfläche, eventuell mit etwas Wasser anrühren. Nimm die Farbe auf und male ein Kästchen auf dein Papier. Dann tauche den Pinsel ins Wasser und gib so etwas Wasser zur Farbe. Male mit der neuen Mischung ein weiteres Kästchen. Wenn dein Pinsel sehr nass ist, tupfe ihn vor dem Malen am Papiertuch ab.
Dann gibst du wieder etwas Wasser zur Farbe und malst das nächste Kästchen. Die Kästchen werden immer heller, weil der Wasseranteil in der Farbe immer größer wird.
Das kannst du mit all deinen Farben machen. So erfährst du, wie sich Farben und Wasser miteinander verhalten und lernst gleichzeitig deine Farben kennen. Du wirst staunen, wie viele Farbtöne du aus einer einzigen Farbe mit nur etwas Wasser zaubern kannst.
Fazit: Mit nur zwei Aquarell-Techniken jetzt starten
Wenn du mitgemacht hast, liegen ein, zwei oder mehr buntbemalte Blätter vor dir. Du kennst jetzt zwei wichtige Techniken im Aquarellmalen, hast Nass in Nass und Nass auf Trocken gemalt. Du hast laviert, lasiert, gespielt und experimentiert.
Mit diesen Basistechniken kannst du erste kleine Aquarellmotive malen. Einen Sommerhimmel oder einen mit Abendstimmung (Lavieren). Davor Berge oder Tannenbäume (Nass auf Trocken). Luftballons für eine Glückwunschkarte (Lasieren). Oder abstrakte Blumen (Kreise, Nass in Nass).
Probier mal andere Farben aus – und schon hast du dein eigenes Bild gemalt! Ich wünsch dir ganz viel Freude dabei.
Franziska Schwarzkopf begleitet mit ihrem Blog „Enjoy Aquarell“ dabei, entspannt mit dem Aquarellmalen zu starten – auch wenn du dich für talentfrei hältst. Mehr Tipps zum Aquarellmalen gibt sie in ihrem Videokurs „6 Mal-Ideen für Aquarell Anfänger“.
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